Die EU ist Regelmacht für supranationale Anliegen. Geldmacht ist sie nicht. Wozu also der Streit um Zehntel-Prozent?
Es war immer schon Konsens, dass der Finanzrahmen der EU, als "vierte Gebietskörperschaft" von der finanziellen Ausstattung anders zu sehen ist als ein Nationalstaat mit tausenden von Aufgaben. Daher wäre der Streit darüber, wo das relativ wenige Geld die höchste Hebelwirkung hat, viel interessanter. Warum wird praktisch nichts dort eingesetzt, nach meiner Wahrnehmung, woran allzuviele EU Staaten besondes leiden: an einem Mangel an good governance. Und warum müssen viel zu viele Aufgaben von den Generaldirektionen der EU-Kommission ersonnen werden, für die die beschränkten Mittel doch gar nicht reichen!Z.B. Warum gewinnt Griechenland kaum Strom aus Sonnenenergie? Ein Rätsel.
Die Ausgangslage
Nota bene: Die meisten Herausforderungen, 98%, müssen ohnehin in den Nationalstaaten gelöst werden. Die EU hat vor allem regelnde und koordinierende Funktion, wo es überregionaler Regeln bedarf. Das wird leicht vergessen. Digitalisierung, was will die EU den tun als Regeln und Standards festzulegen und eine Hand voll Start-ups mit Risikokapital zu versorgen. Die Hauptaufgabe liegt bei den Unternehmen.
Ist das der Stand der Diskussion?
Die Gesamtsumme des Finanzrahmens von 1 279 Milliarden, erste Variante, ist eine Summierung der potentiellen Haushalte der EU über sieben Jahre. Details, unklar. Also geht es um die Frage, 1. Der wahrscheinlichen Prämissen; 2. Wie kommt diese Zahl zustande, welche Optionen gibt es? Und um wieviel mehr wird es für Deutschland werden, gemessen an dem, was Deutschland 2018 zu berappen hatte, nach dem Ausscheiden der Briten. Und bitte nachdenken, bringt mehr Geld wirklich mehr?
Man weiß, soll der Budgetlevel gleich bleiben, dass künftig, nach Brexit, z.B. 1,18 % vom BIP der EU zugeführt werden müssen. Was ja nur echte 0,88 Prozent sind betrachtet man ehrlicher Weise nur die „National Contributions“ zur EU, s.u..!
Also ist es nicht korrekt, dass Deutschland 1% vom BIP an die EU abzuliefern hätte, es waren 0,72%: Die „Total national contributions“ von Deutschland 2018: 25 267 Mrd. €. Erst wenn man die Deutschland zuzurechnende EU Eigeneinnahmen dazu nimmt (+Zölle, Abgaben, Strafeinnahmen), sind das: 32 691 Mrd. € oder 1%.
Trotzdem erweist sich auch das eher geringe Budget der EU mit den rund 160 Milliarden p.a. zu verteilende Gelder, als ein Kitt, den gar keiner missen möchte und ganz bestimmt nicht jene 83% Kleinstaaten, aus denen die EU samt Westbalkan bald bestehen wird. Das und der ungehinderte Martkzugang für alle, ein wesentlicher Wohlstandshebel, das sind die beiden Pfeiler des Zusammenhalts dieser Nationengemeinschaft, genannt EU.
Der neue Finanzrahmen der EU
Prämissen:
Wie kommt man zu Budgetzahlen: Nur durch den good will der Mitgliedstaaten
Folgende Vorschläge werden zur Zeit diskutiert
Wer bestimmt was wichtig ist?
Leider wird uns EU Bürgern nicht erklärt, wie welche Themen in die die "Top Ten" gelangt sind, wieviel man wo investieren will und den Mehrwert den man sich davon erhofft. Nur eines ist gewiß: auf fast alle Themen die wichtig sind, kann man - mangels Voraussicht bisher - nurmehr reagieren. Überbevölkerung in kritischen Regionen, die Wanderungen auslöst, und die die Klimakrise durch den vermehrten Ressourcenverbrauch ganz erheblich mitverursacht, wie ich das sehe. Aber auch sich der neuen Weltmacht China als Partner auf Augenhöhe zu stellen. Dem autonomen Gestalten auf EU Ebene bleiben nur noch kleine Reservate.
Zuerst die Staatsmoral und dann das Geld ...
Es bleibt die interessante Frage, ob die EU mit mehr Geld mehr erreichen könnte. Das Geeiere um die Zehntel Prozent ähnelt sehr dem berühmten 0,7% - vom-BIP- Ziel, das die Industrieländer seit den 1960 iger (!) Jahren heilig versprachen, an Entwicklungshilfe zu leisten. Ziel immer noch nicht erreicht. In diesem Zusammenhang dämmerte wohl auch die Erkenntnis, dass zuerst Fortschritte in good governance gemacht werden müssen bevor Geld hilft. Beherzige man das auch für die EU. Bankenaufsicht und den ESM nehme ich hier ausdrücklich aus. In einem Verein wie der EU sind knappe Mittel sicher das beste und heilsamste Disziplinierungselement. Dies alles schreibt jemand, der zutiefst vom Nutzen der EU überzeugt ist, ich schwörs.
Im Anhang etwas Dokumentation zu der Quellenaufbereitung.Dr. Johannes Rauter 20.10.2019