Otto Rauter 1903 - 1986, Architekt

Zwei Kriege - drei Leben - zwei Welten

Otto Rauter gehörte nicht zu den Architekten der „prima linea“, er war nicht stilprägend wie sein Zeitgenosse Mies van der Rohe. Und er war nicht so bekannt wie Gropius, Taut oder Scharoun, die zur selben Zeit in Berlin tätig waren. Er meinte, er hätte nur 10% dessen erreicht was drin gewesen wäre. Aber diese 10% können sich sehen lassen. Eine ausführliche Biographie liegt als PDF vor.

Otto Rauter

Als Sohn einer früh verwitweten Mutter, der die Schule schon hingeschmissen hatte, hat er dann, 1927, doch -nach Umwegen- einen Abschluss erreicht. So wurde er vom Baulöwen des Berliner Westend, Adolf Schrobbsdorf vom Fleck weg, 25- Jährig aus dem Zillertal, wo Schrobsdorff auch zu urlauben pflegte, nach Berlin geholt. Ihn musste der bisherige Lebensweg des 25 Jährigen beeindruckt haben. Schrobsdorff, der Großvater von Angelika Schrobsdorff, war sein Gönner. Otto Rauter hatte als einziger der „Büroleute“ auch Zugang zur Familie Schrobsdorff.

Schrobsdorff war das Sprungbrett zur Selbständigkeit 1933 in Berlin.

Es wird nur wenige Architekten geben von seiner Breite:

Sie reichte von der Arbeitersiedlung in Berlin Kladow, die noch 1996 unter Denkmalschutz gestellt worden ist, über feinste Häuser im Berliner Westend, wie das Haus der der großen Schauspielerin Marianne Hoppe in der Stalluppöner Alle, zu Wohnblocks am Steubenplatz oder Fabriksgebäude in der Gitschiner Straße in Berlin, leider im Kriege zerbombt. In Summe nicht weniger als ca. 25 nennenswerte Projekte.

Sein Hobby war daneben die bäuerliche Architektur. Er machte dazu Studienreisen in die Skandinavischen Länder. Leider wurde er auch für ein paar Monate dienstverpflichtet beim RKF in der Planungsgruppe „Dorfbau“.

Nach dem Kriege zurück in Tirol reichte sein Spektrum wieder sehr weit:

Vom Schulbau für Bergdörfer bis hin zur Brauerei, Schwimmbad, Seilbahnen und großen Hotels. Maximale Mitarbeiterzahl, schon in Berlin: zwei.

An seiner Seite seine Partnerin, Paula Rauter-Wilberg, die sich bereits 1933 als selbständige „Raumgestalterin“ in Berlin durchgesetzt hatte. Er hat sie 1934 in Berlin kennengelernt. Die Tessenow-Schülerin und für fünf Jahre Mitarbeiterin von Mies van der Rohe in dessen Berliner Büro, zeichnete jeweils für die Inneneinrichtungen in den Hotels verantwortlich.

Am Ende seines Lebens machte er dann seiner engeren Heimat ein großes Geschenk in Buchform: „Häuser, Höfe, Handwerkskunst, bäuerliche Kultur im Zillertal“. Schon jetzt hat sich seine Vision von damals bestätigt, seine Erfahrung aus Skandinavien: Der technische Fortschritt wird diese Kultur auslöschen, ich möchte sie wenigsten im Buch für meine Heimat festgehalten haben. Das Buch krönte seine Jahrzehnte lange Sammelarbeit, ein großer Fundus an Skizzen und Zeichnungen.


Herausgegeben von Dr. Johannes Rauter
Werk zur Zeit nicht zur Veröffentlichung bestimmt.